For fantasy is true, of course. It isn’t factual, but it is true. Children know that. Adults know it, too, and that is precisely why many of them are afraid of fantasy. They know that its truth challenges, even threatens, all that is false, all that is phony, unnecessary, and trivial in the life they have let themselves be forced into living. They are afraid of dragons because they are afraid of freedom.
So I believe that we should trust our children. Normal children do not confuse reality and fantasy—they confuse them much less often than we adults do (as a certain great fantasist pointed out in a story called “The Emperor’s New Clothes”). Children know perfectly well that unicorns aren’t real, but they also know that books about unicorns, if they are good books, are true books. All too often, that’s more than Mummy and Daddy know; for, in denying their childhood, the adults have denied half their knowledge, and are left with the sad, sterile little fact: “Unicorns aren’t real.” And that fact is one that never got anybody anywhere (except in the story “The Unicorn in the Garden,” by another great fantasist, in which it is shown that a devotion to the unreality of unicorns may get you straight into the loony bin). It is by such statements as “Once upon a time there was a dragon,” or “In a hole in the ground there lived a hobbit”—it is by such beautiful nonfacts that we fantastic human beings may arrive, in our peculiar fashion, at the truth.
Ursula K. LeGuin - Why are Americans Afraid of Dragons? (1974)
denn die wahren Paradiese sind jene, die man verloren hat
leben und die Essenz der Dinge genießen
Zu oft hatte ich die Unmöglichkeit erfahren, in der Wirklichkeit das zu erfassen, was tief in mir lag
Die auszudrückende Wirklichkeit lag nicht, wie ich inzwischen begriff, in der Erscheinung des Gegenstandes, sondern in einer Tiefe, in der diese Erscheinung wenig Bedeutung hatte
Das wahre Leben, das endlich entdeckte und ans Licht gebrachte Leben, das folglich einzige voll und ganz gelebte Leben, ist die Literatur.
Nur mittels der Kunst können wir aus uns heraustreten, erfahren, was ein anderer von diesem Universum sieht, das für ihn nicht das gleiche ist wie für uns und dessen Landschaften uns sonst ebenso unbekannt blieben wie jene, die es auf dem Mond geben mag. Dank der Kunst sehen wir statt nur einer Welt, der unseren, eine Vielzahl, und wir haben so viele Welten zu unserer Verfügung, wie es eigenständige Künstler gibt, Welten, die sich voneinander stärker unterscheiden als jene, die im Unendlichen kreisen und die uns ihren je eigenen Lichtstrahl noch viele Jahrhunderte lang zusenden, nachdem das Feuer, von dem er ausging, erlosch, ob es nun Rembrandt hieß oder Vermeer.
denn so kurz unser Leben auch währen mag, so geschieht es doch nur, während wir leiden, dass unsere in gewisser Weise von ständig vorhandenen, wechselhaften Bewegungen erregten Gedanken wie in einem Sturm diese ganze von Gesetzen durchwaltete Weite auf ein Niveau hinaufsteigen lassen, von dem aus wir sie überblicken können, auf die wir, an einem ungünstig plazierten Fenster postiert, sonst keinen Ausblick haben, denn die Windstille des Glücks lässt sie glatt und auf einem zu niedrigen Niveau ruhen
Da, wo das Leben eine Mauer um uns zieht, schafft der Verstand einen Ausgang, denn wenn es auch für eine unerwiderte Liebe kein Heilmittel gibt, so öffnet doch die Diagnose des Leidens einen Ausweg, sei es auch nur, indem man die Konsequenzen zieht, die sie zur Folge hat. Der Verstand kennt die unüberwindbaren Situationen eines ausweglosen Daseins nicht.
Vielleicht weil diese unvorhergesehenen Situationen uns nötigen, tiefer mit uns selbst in Kontakt zu treten, belehren uns die schmerzlichen Konflikte, mit denen uns die Liebe andauernd konfrontiert, über den Stoff, aus dem wir gemacht sind, und führen nach und nach zu seiner Entdeckung.
In Wirklichkeit ist jeder Leser, wenn er liest, der eigentliche Leser seiner selbst.
Und nunmehr verstand ich, was das Alter war – das Alter, das von allen Realitäten vielleicht jene ist, von der wir in unserem Leben am längsten eine völlig abstrakte Vorstellung behalten, während wir auf den Kalender sehen, unsere Briefe datieren, miterleben, wie unsere Freunde heiraten, die Kinder unserer Freunde heiraten, ohne zu begreifen, sei es aus Angst, sei es aus Trägheit, was das bedeutet, bis zu jenem Tag, an dem wir eine unbekannte Gestalt sehen, wie etwa die von Monsieur d’Argencourt, die uns lehrt, dass wir in einer neuen Welt leben; bis zu dem Tag, an dem der Enkel einer unserer Freundinnen, ein junger Mann, den wir instinktiv wie einen Kameraden behandeln, lächelt, als wollten wir uns über ihn lustig machen, wir, die wir ihm vorgekommen sind wie ein Großvater; ich verstand, was der Tod, die Liebe, die Freuden des Geistes, der Nutzen des Leidens, die Berufung usw. bedeuteten.
indem das Gedächtnis die Vergangenheit so, wie sie war, als sie Gegenwart war, in die Gegenwart einfügt, ohne diese zu verändern, bringt es gerade jene große Dimension der Zeit zum Verschwinden, in der sich das Leben verwirklicht.
unsere größten Ängste wie auch unsere größten Hoffnungen gehen nicht über unsere Kräfte, und wir können schließlich dazu kommen, die einen zu beherrschen und die anderen zu verwirklichen.
Der Körper schließt den Geist in eine Festung ein; schon bald wird die Festung von allen Seiten belagert, und schließlich muss der Geist sich ergeben.
weil das Glücksgefühl, das ich erlebt hatte, nicht nur aus einer gänzlich subjektiven Überreizung der Nerven stammte, die uns von der Vergangenheit trennt, sondern im Gegenteil aus einer Ausweitung meines Geistes
Werd ich zum Augenblicke sagen:
Verweile doch! du bist so schön!
Dann magst du mich in Fesseln schlagen,
Dann will ich gern zugrunde gehn!
Dann mag die Totenglocke schallen,
Dann bist du deines Dienstes frei,
Die Uhr mag stehn, der Zeiger fallen,
Es sei die Zeit für mich vorbei!
14492 Verse später...
Zum Augenblicke dürft' ich sagen:
Verweile doch, du bist so schön!
Es kann die Spur von meinen Erdetagen
Nicht in äonen untergehn. –
Im Vorgefühl von solchem hohen Glück
Genieß' ich jetzt den höchsten Augenblick.
Darum...
Greift nur hinein ins volle Menschenleben!
Ein jeder lebt’s, nicht vielen ist’s bekannt,
Und wo ihr’s packt, da ist’s interessant.
Denn...
Dasein ist Pflicht,
und wär's ein Augenblick.
Also...
[...] lies Goethes «Faust» - da ist Nahrung für jeden denkenden und empfindenden Menschen, der noch mehr erstrebt als das Zwei mal Zwei ist Vier der hausbackenen Alltäglichkeit. (Rudolf Steiner)
Allgemeiner Aufruf zur Relektüre des FAUST.
Oder Erstlektüre.
Oder Anschauen.
Am Besten im Theater.
Warum?
(Falls es denn einen Grund bedürfe für die Suche nach dem, was auch immer der Mensch sein mag.)
In der Hoffnung, die Phantasie vermag „Disproportion unseres Verstandes zu der Natur der Dinge“ zu überwinden, denn „[w]enn durch die Phantasie nicht Dinge entständen, die für den Verstand ewig problematisch bleiben, so wäre überhaupt zu der Phantasie nicht viel.“
Also viel lieber der „Naturlangsamkeit“ mit Lesen frönen, weil „[m]an weicht der Welt nicht sicherer aus als durch die Kunst, und man verknüpft sich nicht sicherer mit ihr als durch die Kunst.“
(Zitierungen nach Goethe himself.)
Und natürlich in der Hoffnung eine Antwort auf die Frage zu finden, „was die Welt / Im Innersten zusammenhält“:
Zwei Dinge erfüllen das Gemüt mit immer neuer und zunehmenden Bewunderung und Ehrfurcht, je öfter und anhaltender sich das Nachdenken damit beschäftigt: Der bestirnte Himmel über mir, und das moralische Gesetz in mir.