Norwegian Wood

Fotografie und Literatur in Zeiten von...

Nein, es geht nicht um gleichnamigen Beatles Song (…This Bird Has Flown) aus dem Jahre 1965. Ebensowenig um Haruki Murakamis Roman Noruwei no mori (Norwegian Wood/Naokos Lächeln), obgleich alles auf verschiedenen Ebenen wundersam miteinander verwoben ist.

Während Murakami (I, II, III) noch auf den längst verdienten Nobelpreis hoffen darf, ist hier die Rede von dem für diese Auszeichnung mehrfach nominierten Autoren Tarjei Vesaas (1897 - 1970) und zwei seiner so fantastisch aus dem norwegischen übersetzten Schätze.

DieVoegel
Tarjei Vesaas - Die Vögel (1961)

Mattis schaute, ob der Himmel jetzt am Abend klar und wolkenlos war. Ja, war er. Dann sagte er zu seiner Schwester Hege, um ihr eine Freude zu machen:
"Du bist ja ein Blitz, du!", sagte er zu ihr.
Dass er dieses Wort in den Mund nahm, erschreckte ihn ein wenig, war aber ungefährlich, denn der Himmel war schön.
"Mit den Stricknadeln, meine ich", fügte er hinzu.
Wird anders werden, dachte Mattis abwesend. Er nahm seine Sachen und zog sich an. Fühlte sich schon verändert, irgendwie von zwei starken Armen getragen: Der Schnepfenstrich und der Traum nahmen ihn zwischen sich. Er lauschte schon, ob sich auch heute etwas Ungewöhnliches melden würde. Vielleicht wartete ein nie gedachtes Wort oder etwas Schönes - jetzt, wo sich alles gewendet hatte.
Mattis beugte sich hinab und las, was da stand. Betrachtete die leichten, tanzenden Spuren. So leicht und fein ist der Vogel, dachte er. So leicht geht mein Vogel über die Moore, wenn er des Himmels müde ist.

DasEisschloss
Tarjei Vesaas - Das Eis-Schloss (1965)


Traum von verschneiten Brücken

Wir stehen da, der Schnee fällt dichter.
Dein Mantelärmel wird weiß.
Mein Mantelärmel wird weiß.
Sie verbinden uns wie
verschneite Brücken.

Aber verschneite Brücken sind gefroren.
Hier drinnen ist es lebendig und warm.
Dein Arm, warm unter dem Schnee, ist ein
seliges Gewicht auf meinem.

Es schneit ohne Unterlass
auf stille Brücken.
Brücken, von denen niemand weiß.



Fundstücke aus Schatzkammern

GenjoKoan


Hätte sich aber ein Fisch vorgenommen, das Wasser umfassend zu erforschen, bevor er darin schwimmt, und der Vogel, den Himmel völlig auszuloten, bevor er fliegt, dann könnten der Fisch und der Vogel niemals ihren Weg und ihren Ort im Wasser oder im Himmel finden.
Dogen Zenji - Shobogenzo (1231 - 1253)
(Die Schatzkammer des wahren Dharma-Auges - übertragen von Ritsunen Gabriele Linnebach und Gudo Wafu Nishijima-Roshi)

Sie [die Menschen] erinnern an einen Mann, der sein Leben lang am Meeresufer steht und verzweifelt versucht, die »guten« Wellen fest- und die »schlechten« fernzuhalten. Tagein, tagaus steht er am Strand und verliert bei dieser sinnlosen Übung schier den Verstand. Irgendwann setzt er sich hin und schaut einfach zu, wie die Wellen kommen und gehen. Welcher Frieden!
Yuval Noah Harari - Eine kurze Geschichte der Menschheit (2011)

Buddha hatte kein Smartphone und dennoch thematisierte er all die Unruhe, die auch heute noch die Menschen quält.
Frank Berzbach - Die Form der Schönheit: Über eine Quelle der Lebenskunst (2018)

Shobogenzo


Aufs Schlimmste zu

VielenDankFuerDasLeben
Fast jedes System schätzt Bürger, die über eine normale Intelligenz verfügen. Verformungen über oder unter dem Durchschnitt verursachen Kosten und sind überwachungsaufwendig. Der Vorteil von Bürgern, deren Intelligenzquotient sich unter 100 aufhält, ist es, dass sie ihre Beschränkung nicht erkennen. Da erscheint kein kleiner gelber Kollege an der Datenautobahn des Gehirn und reißt ein Schild empor: Hier geht's nicht weiter. Die gelben Kollegen tauchen erst ab 130 auf und machen unzufrieden.
Sibylle Berg - Vielen Dank für das Leben (2012)


AufsSchlimmsteZu
Alles seit je. Nie was andres. Immer versucht. Immer gescheitert. Einerlei. Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern.
Samuel Beckett - Aufs Schlimmste zu (1983)


UnbewohnbareErde
Es ist schlimmer, viel schlimmer als Sie denken.
David Wallace-Wells - Die unbewohnbare Erde: Leben nach der Erderwärmung (2019)


40,5 Wochen

Wer bin ich?

Keine Ahnung!
Aber seit gestern zweifacher Onkel.
Happy Birthday, Dew of God :*

WerBinIch

P.S. Die Collage entstand im Rahmen eines neuen 52 Wochen Projektes, in diesem Jahr auf kwerfeldein.de, nachdem ich wir 2019 schon eines als Geschwisterprojekt abschlossen.


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