Meister & Margarita

Blaubart & Ginster

Unter anderem habe ich gesagt –, erzählte der Häftling, – dass jede Staatsmacht die Menschen knechtet. Doch es kommt eine Zeit, in der es keine Macht geben wird, keine Caesaren oder sonstigen Herrscher. Und der Mensch tritt ein in das Reich der Gerechtigkeit und der Wahrheit, das aller Gewalt entbehrt.
Eins der größten menschlichen Laster ist die Feigheit.
Michail Bulgakow - Der Meister und Margarita


Auf Blaubart & Ginster,

dem einzig wahren Buchpodcast, natürlich aus Thüringen!


Fürchte mich weder vor Hölle noch Teufel
Faust


Die Horde im Gegenwind

... keep on going!

Er begnügte sich nicht damit, vorzuführen, dass die einzige Spur von Wert jene ist, die man sich selbst an der äußersten Grenze der eigenen Möglichkeiten schafft. Nein: er benutzte die Materie seines Körpers, um den Weg, um das Weitergehen zu ermöglichen.

Die Einsamkeit existiert nicht. Niemand ist je allein geboren worden. Die Einsamkeit ist der Schatten, den die Erschöpfung der Bindung auf jene wirft, die in ihrem Voranschreiten nicht mehr bevölkert werden von denen, die sie geliebt haben, ohne etwas dafür zu erwarten.

Erinnere dich daran, dass das Vergessen die einzig wahre aktive Kraft ist. Nicht das Erinnern: das Vergessen!

Lebe jeden Augenblick, als wäre er der letzte. [...] Lebe jeden Augenblick, als wäre er der erste.

Eure Vorstellungen – Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft – sind wertlos, sobald man aus dem Fluss steigt.

Sie sehen zu den Palästen da oben hinauf und träumen von einem Flugrad, so halten sie es aus! Ein einziger Streicher, dem das gelingt, reicht aus, um alle anderen glauben zu lassen, sie hätten auch eine Chance. Die plumpe Ausbeutung, die sie erleiden, hat Bestand, weil sie ihre Ausbeuter beneiden. Sie da oben schweben zu sehen, empört sie nicht: Es bringt sie zum Träumen! Und das Schlimmste ist, dass man sie glauben lässt, dass Anstrengung und Verdienst allein sie die fünfzig Höhenmeter überwinden lassen werden! Also filtern und sieben und streichen sie durch das Flussbett, bis sie das Gefühl haben, es verdient zu haben … Aber wenn sie diesen Punkt erreichen, verstehen sie, dass niemand, nirgendwo, ihre Bemühungen bewerten kann, dass kein Käufer den Wert ihrer Arbeit anerkennt. Dass es keinen obersten Verdienstrichter gibt, sondern nur Kaufleute, die für einen Rohstoff bezahlen, den sie achtzig Meter höher für das Doppelte des Einkaufspreises weiterverkaufen. Hier nennt man sie die ›Aufsteiger‹. Also wird der Streicher wütend. Nur dass die Wut, wenn sie nicht explodieren oder ihre Ursache transformieren kann, letztendlich implodiert! Sie wird zu einem Groll, zum Hass auf sich selbst und andere, zu traurigem Zynismus, ihr Destillat ist eine gallige Schäbigkeit, die sich in Schüben über die Nächsten ergießt: die Frau, die Freunde, die Kinder …



Woanders?

Nachtrag und Eintrag

Das Eine
Das Tal und darüber Wälder in Farben des Herbstes.
Hierher kommt der Wanderer, von der Karte geführt,
Oder vielleicht vom Gedächtnis. Einmal, vor langer Zeit, als er in Sonne
Und erstem Schnee hier entlanggefahren war,
Hatte er heftige Freude empfunden, ganz ohne Grund –
Augenfreude. Alles war Rhythmus:
Vorüberziehende Bäume, der Vogel im Flug,
Der Zug auf dem Viadukt – ein Fest der Bewegung.
Jahre später kehrt er zurück, er fordert nichts,
Möchte nur eine einzige Kostbarkeit:
Reines, alleiniges, namenloses Schauen sein,
Ohne Erwartungen, Ängste und Hoffnungen,
An der Grenze, wo Ich und Nicht-Ich enden.
- Czeslaw Milosz (1985)


Die kleine Zeit

Die Sein-Zeit

Die Lieblingsbeschäftigung der kleinen Zeit ist es zu verstreichen. Doch ab und zu muss sie sich um etwas kümmern: um den Jungen, der sich wünscht, mit seinem Großvater auf dem Motorrad zu fahren. Um das Mädchen im Krankenhaus und ihren Bruder, der sie vermisst. Um einen Geist, der für Moden zuständig ist und mit dem die kleine Zeit einen Schabernack ausheckt. Um die Jahreszeiten, die endlich wieder einmal herausgeputzt werden müssen. Und schließlich muss sich die kleine Zeit um die Menschen kümmern, die vergessen haben, wie es ist, einfach nur da zu sein und aus einem großen Fenster zu schauen.

Ohrenbär Hörgeschichte vom 29.12.2024, geschrieben von Rusalka Reh, gelesen von Martina Gedeck
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